Trachtenverein  D´Wartenfelser

Thalgau

Der Thalgauer Glöcklerlauf

Bräuche, Sitten und Traditionen gehören zu den spontanen Formen der kulturellen Überlieferung. Im Naturglauben unserer Vorfahren war die Zeit um die Wintersonnenwende von dämonischem Zauber umwoben. Die mit dem täglich abnehenden Tag und der immer länger werdenden Nacht absterbende Natur schien den „Bösen Geistern“ verfallen zu sein.

Es galt daher, diese Unholde zu bekämpfen, die dem Bösen, der Nacht und dem Tod verschriebenen Dämonen zu bannen. Die Guten Geister aber, die das Licht, das Schöne und somit das Leben verkörpern, wollte man anrufen und diese im Kampf gegen das Hässliche zu unterstützen. Der Sieg des Tages über die Nacht bedeutete Wiedererwachen der Natur und neu entstehendes Leben. Die Zeit, in welcher sich dieser Lebens entscheidende Kampf des Tages gegen die Nacht abspielte, bot daher Anlass zu zahlreichen Kultbräuchen, die festlich begangen wurden.

Ob Schnabelperchten, Tresterer, Buttenmandln oder die berühmte „Wilde Jagd“ – in allen Regionen wurden die Raunächte durch Umzüge und Maskenläufe zu großen Lostagen, die das Wetter und auch das Schicksal der Menschen in den nächsten 12 Monaten erkennen ließen.

 

 

Die Heimat des Glöcklerlaufens ist Ebensee und das Trauntal. Erst volkskundliche Aufzeichnungen über den Glöcklerlauf finden sich um 1860 in Ebensee. Bis 1903 dehnte sich der Brauch bis Bad Ischl, Gmunden, St. Gilgen und Abersee und nach dem 2. Weltkrieg sogar bis in die Stadt Salzburg aus.

 

Das „Glöcklerlaufen“ gehört zu den sogenannten „Umzungs- oder Perchtenbräuchen“, unterscheidet sich aber wesentlich von den Formen des Innergebirges.

Eine einzigartige Besonderheit der Glöckler sind die großen Glöcklerkappen, die oft in wochenlanger Arbeit gebastelt werden. Aus durchscheinendem Papier, von Innen her beleuchtet, sind sie kunstvolle Gebilde, die an kultische Altäre, Boote, Häuser, Sterne, vor allem aber an die Sonne und den Mond erinnern.

Die prächtigen Kappen stellen den Schrein für das kostbare Licht dar, das beim Umzug in die Finsternis hinausgetragen wird. Der Name dieser freundlichen Gestalten, die von keinerlei hässlichen oder wilden Erscheinungen begleitet werden, ist das „Klocken“, was soviel wie „Anpochen“ oder „Klopfen“ bedeutet.

Nach altem Glauben soll das Stampfen und Läuten das unter tiefem Schnee und Eis begrabene Korn zum Keimen bringen. Die Glöckler gehen nie als Einzelpersonen, sondern immer in Gruppen oder „Passen“, wie sie volkskundlich genannt werden.

 

Jeder „Pass“ wird ein Vorläufer, der „Spion“ vorausgeschickt. Er muss sehen, ob die „Luft rein ist“. Der Spion hat also für die Sicherheit zu sorgen und erst auf sein Zeichen setzt sich die ganze Pass in Bewegung.

Gelaufen wird hintereinander in einer Reihe. Die Glöckler werden vom Vorläufer durch das Blasen in ein Horn angekündigt. Zuerst wird bei jeder Station ein Kreis gebildet und dann vom Vorläufer der Glückwunschspruch gesagt. Nach dem Spruch laufen die Glöckler, je nach verfügbarem Platz, Achter, Spiralen, Kreise, wobei tunlichst jeder Brunnen – Wasser ist Leben – umlaufen werden soll. Nach dem „Blaszeichen“ des Vorläufers bleiben die Glöckler stehen und der erste Glöckler läutet mit seiner Glocke. Die Läufer knien sich zur „Referenz“.

Nach der Bewirtung folgt ein zweiter Spruch des Vorläufers und nach einem weiteren „Hubsignal (Blassignal)“ laufen die Glöckler weiter zur nächsten Station.

Den Abschluss der Pass bildet der Nachläufer oder „Schluss-Spion“. Dieser hat die Aufgabe, die Pass nach Hinten abzusichern und auch gemäß dem Spruch des Vorläufers „Auf geht’s mit unserer Glöckler-Roas“ für Platz und freien Abzug zu sorgen. Es ist der berechtigte Stolz jeder Pass, jedes Vereines, möglichst viele Kappen zu besitzen. Die Aufstellung erfolgt üblicher weise in einer bestimmten Reihenfolge. Voran kommen die Sterne, Mond und Sonne, dann folgen die Symbole des Glaubens.

In Thalgau ist dies ein Kreuz. Weiters folgen die Insignien „K-M-B“ mit den jeweiligen Jahreszahlen. Anschließend sind prächtige Gebilde wie Sterne, Halb- , Dreh- und Kometsterne, Pyramiden, Herz und Kronen zu bewundern. Aber auch die Ruine Wartenfels und der große Halbstern des Trachtenvereins „D´Wartenfelser“.

 

Zur Darstellung der Geheimnisse in der letzten Raunacht wurde im Winter 1990/1991 durch den Thalgauer Trachtenverein „D´Wartenfelser“ der „Thalgauer Glöcklerlauf“ ins Leben gerufen.

In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Thalgau veranstaltete der Trachtenverein am 04.01.1991 den ersten Glöcklerlauf in Thalgau.

Seither wird der Glöcklerlauf immer am 04. Jänner in Thalgau abgehalten.

In den letzten Jahren ist man dazu über gegangen, bei starkem Regen nicht mehr zu laufen, da dadurch oftmals schon beinahe alle Kappen zerstört wurden und neu errichtet werden mussten.

 

Die „Thalgauer Glöckler“ besitzen dzt. 17 Kappen, welche mühevoll händisch gemacht wurden. Die Kappen werden von jedem Läufer (Träger) vor jedem Lauf renoviert und mit neuen Fransen ausgestattet.

In einem mehrstündigen Lauf werden verschiedene Stationen z.B. das Seniorenwohnheim, der Pfarrhof, das Gemeindeamt/Bürgermeister, diverse Gasthöfe und Einzelpersonen  aufgesucht  und wird jeweils die „Referenz“ erwiesen.

Den Höhepunkt des jährlichen Laufes, bildet die Referenz am Marktplatz v. Thalgau. Verbunden mit dem Turmblasen des Bläserquartettes der Trachtenmusikkapelle Thalgau werden bei freundlichem und glücksbringendem Ambiente die Zuschauer auch mit wärmenden Getränken und kleinen Speisen versorgt.

 

Das Gewand der Glöckler:

weiße lange Hosen – weißes Hemd – Vereinsbünderl – Ranzen um den Bauch und/oder Glocken, Schellen jedweder Größe dazu; es wurden eigens schöne bunte Trachtenhosenträger aus Stoff angefertigt; rutschfestes Schuhwerk ist obligat;

 

 

Der Trachtenverein D´Wartenfelser